GELD - Csokor
Ich habe mir erlaubt – mit Herrn Csokors
Einverständnis – diesem Gedicht eine
Widmung hinzuzufügen:
Für die GLORIOUS MASTERRACE. - CdeC
Du bist die Kraft, das wilde Hoffen,
Der letzte Glaube dieser
Welt,
Und jeder Riegel steht dir
offen,
Du blankes, blutgemünztes Geld!
Wie sie nur drängen, stoßen, keuchen;
Sie schäumen aufeinander
her
Und sind wie Fiebernde in
Seuchen,
Begehren immer mehr und mehr.
Und ob sie sonst so geifernd kreischen
Nach fremden Sünden
überall,
Vergessen ist ihr Tugendheischen
Vor diesem klirrenden Metall.
Sie haschen dich in wüster Hetze
Und wer dich faßt, ist
ihnen Gott.
Die Tugend wird für dich
zur Metze*,
Die Liebe geiler Buben Spott.
Der Schurke thront auf Herrschersitzen,
Die Hure steht m a d o n n e n g
l e i c h,
Die blanken Dollars rollen, blitzen:
Dein ist das Blut, das Recht, das Reich!
Mit kleinen Aktualisierungen –
17.2.2003 – CdeC - *Hure
MARIETTA
- Csokor
Und
die Lampen, sie pulsen mit rötlichem Schein
Und
der Qualm der Zigarren mischt sich darein.
Und
die gierigen Blicke der Männer - -
Auf
der hölzernen Bühne mit kläglichem Tand,
Da
tanzt M a r i e t t a
im Schleiergewand
Und
behaglich schmatzen die Kenner.
Und
die Schultern ergleißen aus gleitendem Flor;
Unter
fegendem Fuchshaar lockt lüstern das Ohr
In
das Stöhnen der Geigen und Flöten...
Und
die Lippen, sie klaffen in lohender Pracht
Und
sie raunen von schwüler, verschwiegener Nacht,
Von
lechzenden Küssen und Töten.
Und
ihr Auge, es funkelt in flackernder Lust
Und
sie dreht sich und räkelt die blinkende Brust,
Wie
würgende Katzen sich wenden - -
Sieh,
Weib: So hab’ ich dich einmal gekannt:
In
dem Schloß des Herodes im jüdischen Land,
Das
blutende Haupt in den Händen...
Franz
Theodor CSOKOR,
Schriftsteller,
Wien 6.9.1885, Studium Kunstgeschichte.
Dramaturg
in St. Petersburg - 1923-27.
Regisseur
in Wien. Emigration: 1938 nach Polen, 1939 Rumänien, 1941 Jugoslawien.
Nach dem deutschen Einmarsch auf der Insel Korcula interniert.
1946 Rückkehr nach Wien. Präsident des
österreichischen PEN-Clubs.
Bedeutender
Dramatiker des Expressionismus.
Arbeiten
im Geiste des Humanismus!