Das Neue Liederbuch der alten Lieder©CdeC

 

ENTGÖTTERT HANS ADLER

Am Anfang throntest du so kühl,

Stolz wie ein Stern am Firmament,

Ganz ohne Spur von Temperament

Und ohne Funken von Gefühl

Auf deinem Tugendpostament.

 

Und du erklärtest, mein Betragen

Sei höchst frivol und affektiert;

Das hat mir riesig imponiert.

Doch, ach, nach kurzen 14 Tagen,

Da hast du doch mit mir soupiert.

 

HELENE - ca.1920

Du bist eines von den kleinen

Mädchen, die noch sittlich denken,

Die ihr Herzchen bald dem einen,

Bald dem andern tändelnd schenken,

Die im Spiel mit ihren Kränzen

Sich am Duft der Sünde weiden

Und die letzten Konsequenzen

Doch vermeiden.

 

In moralischer Beziehung

Fehlt es leider oft der Jugend,

Trotz Belehrung und Erziehung,

Darum schätz ich deine Tugend.

Andern will ich’s überlassen

Dich brutal einst zu besitzen,

Und ich küsse deine blassen

Fingerspitzen.

 

Hast ganz manierlich Sekt getrunken

Und zahm mir aus der Hand gegessen.

Du bist auf meinem Schoß gesessen

Und endlich mir ans Herz gesunken -

Der Heiligenschein war ganz vergessen.

 

Auch du stiegst in den Staub hernieder

Ich hab mit Göttinnen kein Glück.

Der holde Wahn weicht mit dem Mieder.

Und morgen früh stell ich dich wieder

Still auf das Postament zurück.

 

 

An des Lebens bösen Sümpfen

Übst du graziöse Posen

In durchbrochnen Seidenstrümpfen

Und geschlossnen Spitzenhosen.

Nachts, beim letzten Lampenschimmer,

Lieg ich rauchend auf dem Bette,

Und du tanzt in meinem Zimmer

La Craquette.

 

Wenn der Hochzeitsmarsch dann schmettert,

Kommt die Schlussapotheose.

Und der Bräutigam entblättert

Die begehrte Unschuldsrose,

Die du ihm als Hochzeitsgabe

Aufbewahrt in weißen Seiden...

Ach, wie ist der gute Knabe

Zu beneiden.

 

Bitte Informationen über Hans Adler an:

CLAUDIO DE CEOLA  -  MAGIC ARTS      E-Mail: Hansadler@Lolabrennt.de

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