Aus dem Zyklus:

An die MÜHSELIGEN UND VERLADENEN - CdeC

Aus meiner Kinderzeit

Vaterglückchen, Mutterschößchen,

Kinderstübchen, trautes Heim,

Knusperhexlein, Tante Röschen,

Kuchen schmeckt wie Fliegenleim.

 

Wenn ich in die Stube spucke,

Lacht mein Bruder wie ein Schwein,

Wenn er lacht, haut meine Schwester,

Wenn sie haut, weint Mütterlein.

 

Wenn die weint, muß Vater fluchen,

Wenn er flucht, trinkt Tante Wein.

Trinkt sie Wein, schenkt sie mir Kuchen:

Ess’ ich Kuchen, muß ich spei’n.

 

Die geizige Wirtin - oder: Die „Kathi-Bowle“

Im Hofe links steht eine Tonne,

Am Himmel oben steht die Sonne.

Und zwischen Sonne und dem Faß

Steht Kathi mit der Ananas.

Besagtes Faß enthält statt Bier

Aqua und H2SO4,

Und wenn (jetzt wird die Kathi blaß)

Der Schatten von der Ananas

Dann auf die Wassertonne fällt,

So ist die Bowle hergestellt.

Ringelnatz war „Hausdichter“ im „Simplicissimus“ bei der übergeschäftstüchtigen Wirtin Kathi Kobus.

Beide Gedichte von Ringelnatz mit kleinen Aktualisierungen. - CdeC - 2.9.2000

 

So stark ist der Dichter in dem Manne, der erlebt, daß das Banalste und Niedrigste durch ihn zum Wunder wird.

Nichts ist so unbedeutsam an der bunten Welt, daß er (Ringelnatz) es nicht ergreifen könnte. ERICH KÄSTNER

 

Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun?

Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch! Wer weiß, ob ihr mich verstanden habt.

Die einfachsten Dinge sind doch so schwer begreiflich zu machen. ERICH KÄSTNER - „Ansprache zu Schulbeginn“

 

E - Mail: Ekstase@joachim-ringelnatz.de

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