„ZU RÄCHEN, ZU RETTEN DIE LIEBE“ - HIER: MOTORRADLIEBE - „DAS SINNLICHE MOTORRAD“
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Claudio de Ceola
Ein Wort, ein Satz: Aus Chiffren steigen -
Erkanntes Leben, jäher Sinn,
Die Sonne steht, die Sphären schweigen -
Und alles ballt sich zu ihm hin.
Aus:
„EIN WORT“ - Gottfried Benn
Hier waren sie nun, die
stoßstangengesteuerten „Imperiale“ und „Catria“!
Die
Firma Motobi produzierte eine Modellpalette, wie sie vielleicht für Italien und
die damalige Zeit Typisch war, und die sich mancher in ähnlicher Weise für
einen der deutschen Motorradhersteller gewünscht hätte. Ich möchte keine Thesen
darüber auf- stellen, wie jemand Motorräder bauen soll oder hätte bauen sollen,
und manch einer sagt ja auch: Egal was eine Firma herstellt, Lampenschirme,
Hosenträger, Waschmaschinen oder Motorräder, egal, Hauptsache sie macht es gut.
Aber sieht der heutige Betrachter einer Motobi in einem Motorrad nicht nur eine
Krachmühle spätpubertärer Vollidioten oder gar zwei Räder mit „mords die Power
drin“, dann hat er auch den Nerv, die Energien aufzunehmen, die in jenen
scheinbar toten Gegenständen ruhen, in einer alten Taschenuhr, in der Kapelle
neben der Linde, in einem Gemälde. Er wird die Lebenskraft spüren, die
Geschichte erahnen, die aus den bearbeiteten Materialien dringt.
Und so sieht er auch in der Motobi nicht nur ein altes
Motorrad. Gedankenblitze und Gefühle verdichten sich. Er sieht Menschen,
Landschaften, Plätze und vieles mehr. Ja, es ist ein toter Gegenstand (Anmerkung zum „toten Gegenstand“: Das entspricht
nicht meinen Erfahrungen und Erlebnissen!
- CdeC), geschaffen von Menschen, die Begeisterung für die Fahrt auf
zwei Rädern in ihren Herzen trugen. Die sich freuten wie die Kinder, wohl etwas
verhaltener, wenn sie die wilde Bergstraße unter einem luftigen Blätterdach von
grünen Sturmwölkchen hinuntersausten, den frischen Fahrtwind um die Nase, um
dann, unter dem „trruiii“ des zurückgeschalteten Motors, noch in der ersten
Hälfte der Kehre, das Dorf zu sehen, dessen Kirchengeläut unseren Fahrer
empfängt.
Nein, so ein Motorrad ist kein Fetisch, kein
Götzenbild oder Ersatzmittel. Es ist die
verschlüsselte Botschaft eines guten Freundes, die einem hilft, den Weg
der (Lebens-) Begeisterung zu suchen.
Und das ist der Punkt, an dem sich die Motorrad- hersteller heute schwertun. Gehetzt
von Marktforschung und Computeranalyse lassen
sie nach dem kalkulierbaren Produkt suchen. Es
soll gefallen - wird aber niemanden
begeistern. Wie jenen älteren Herrn in Lammfelljacke, den ich traf, als
er gerade in seinen Mercedes einsteigen wollte, und der, nachdem er wohl einige
Zeit die Motobi betrachtet hatte, zu mir meinte: Damit einmal um den Bodensee
fahren, das wäre eine feine Sache, oder?
Der geneigte Leser möge mir diese Abschweifung
nachsehen. Nur, immer wieder höre ich, das Motorradfahren so viel mit dem
Gefühl zu tun habe. Genaueres ist jedoch selten zu erfahren. Wie steht es denn
mit Ihnen?! Jochen
Soppa - (1.Januar 1988) - MOTOBI: 1950-1971
Früher waren sie Kinder,
dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt,
ist ein Mensch! Wer weiß ob ihr mich verstanden habt. Die einfachsten Dinge
sind doch so schwer begreiflich zu machen!
Erich Kästner - Aus: „Ansprache zu Schulbeginn“